Sekem das Wunder in der Wüste
Der Weltladen und der Bürgergarten stellten am Mittwochabend, 29.01.2020, in den Geschäftsräumen des Weltladens das biologisch-dynamische Landwirtschaftsprojekt SEKEM aus Ägypten vor.
Die beiden vom Bürgergarten vorgestellten Filme zeigten deutlich auf, wie ein anderes Verständnis von Landwirtschaft, mit den natürlichen Ressourcen des Bodens, dem alten Wissen der dortigen Landwirte, den innovativen Ideen des Gründers Ibrahim Abouleish, aus der Wüste eine produktive grüne Oase entstanden ist.
Es war beeindruckend zu sehen, wie sich das Projekt über viele Jahre weiterentwickelt hat und inzwischen mehr als 2000 Menschen beschäftigt.
Die ca. 60 Besucher im Weltladen waren von diesem Projekt sehr angetan, da es eine sehr positive Ausstrahlung hat und aufzeigt, wie eine alternative Landwirtschaft, mit der kreativen Kompetenz der dortigen Menschen, sich zu einem Ertragsunternehmen entwickeln kann. Nachahmung ist nicht nur in Ägypten wünschenswert, sondern auch bei uns.
In der Pause fanden dann auch lebhafte Diskussionen statt. Es kam sogar der Wunsch auf, diesen Abend noch einmal zu wiederholen, da einfach sehr viel Hoffnung ausgestrahlt wurde.
Nachdem SEKEM 2017 40-jähriges Jubiläum gefeiert hat und der Gründer Ibrahim Abouleish verstorben ist, wird die SEKEM Gemeinschaft die Vision, Mission und Ziele in seinem Sinne fortführen. Im Laufe der Jahre entstanden immer mehr Firmen und Bildungseinrichtungen dieses Projektes, in denen stets die menschliche Entwicklung im Vordergrund steht. SEKEM ist heute als eines der weltweit führenden Sozialunternehmen bekannt. Sein Sohn ist Nachfolger und wird diese Visionen im Sinne seines Vaters weiter umsetzen.
Bei dieser Veranstaltung haben sich die Ideen und Visionen des Weltladens Idstein und des Bürgergartens Idstein sehr gut ergänzt. Michael Klas, der Vorsitzende des Aufsichtsrates des Weltladens, bezeichnete die beiden Idsteiner Initiativen als kleine Wunder in der „Wüste“, die mit hohem ehrenamtlichem Engagement, Alternativen im Anbau und Handel aufzeigen.
Sekem – alternativer Weg in der Landwirtschaft
Das Wort „Sekem“ bedeutet „lebensspendende Sonnenkraft“. Seit 1977 zeigt Sekem in Ägypten einen alternativen Weg in der landwirtschaftlichen Produktion auf: Wüstenland kann mithilfe von biologisch-dynamischen Methoden bebaut werden.
Die landwirtschaftlichen Nutzflächen Ägyptens waren sonst nur auf das Niltal, Nildelta sowie einige Oasen begrenzt. Heute ist Sekem die Dachorganisation von mehreren landwirtschaftlichen und verarbeitenden Betrieben, Initiativen und Nicht-Regierungsorganisationen. Sie verbinden den Export von hochwertigen Bio-Produkten mit der Produktion für den eigenen Bedarf. Ibrahim Abouleish, der Gründer von Sekem, wurde 2003 mit dem „Alternativen Nobelpreis“ für sein wegweisendes Geschäftsmodell ausgezeichnet. Sein Sohn Helmy Abouleish ist heute der Geschäftsführer von Sekem.
Viele Bio-Teesorten im Weltladen Idstein stammen von Sekem, ebenso Handtücher aus Bio-Baumwolle. Diese Produkte wurden im Rahmen der Filmvorführung präsentiert.
Der Pfefferminztee und viele andere Teesorten kommen unter anderem von der ägyptischen Organisation SEKEM. Die Kräuter werden im Nildelta traditionell und ökologisch angebaut. Die bei SEKEM praktizierte bio-dynamische Anbauweise mit Fruchtwechsel erhält in diesem empfindlichen Ökosystem bestmöglich die Bodenfruchtbarkeit und bremst die Wüstenbildung. Zudem schafft sie weitere Einnahmequellen. Von der Fairtrade-Prämie werden unter anderem Alphabetisierungskurse, sanitäre Anlagen und EDV-Ausstattung finanziert.
Eine nachhaltige Alternative ist der Anbau von Bio-Baumwolle. Immer mehr Bauern und Unternehmen weltweit werden sich der Vorteile bewusst und steigen vom konventionellen auf den organischen oder sogar biodynamischen Anbau von Baumwolle um. Eines dieser Unternehmen ist die SEKEM Initiative in Ägypten. SEKEM engagiert sich seit fast 40 Jahren für der Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung organischer und biologisch-dynamischer Lebensmittel, Textilien und pflanzlicher Arzneien in Ägypten, der arabischen Welt und auf internationalen Märkten. Im Jahr 1977 kaufte Dr. Ibrahim Abouleish ein Grundstück in der Wüste und machte es mit biodynamischen Landwirtschaftsmethoden urbar. „Unsere Felder benötigen mindestens 20 Prozent weniger Wasser und absorbieren durchschnittlich rund drei Tonnen CO² pro Hektar und Jahr. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass die organische Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leistet“, erklärt Helmy Abouleish, Geschäftsführer von SEKEM.